Stress ist für beinahe jeden etwas anderes! Was einem Menschen erheblichen Stress bereitet, empfindet ein anderer als wunderbares Vergnügen. Stress ist mehr als eine körperliche Reaktion. Lesen Sie, was bei Stress im Körper geschieht.
Was ist Stress eigentlich?
Aus medizinischer Sicht ist Stress eine körperliche Reaktion, die den Organismus kurzfristig besonders leistungsfähig machen soll - und keinerlei krankmachende Effekte hat. Andauernder Stress hingegen kann Körper und Seele ernsthaften schaden. Das Immunsystem leidet, das Risiko für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems steigt und die Wahrscheinlichkeit für psychische Erkrankungen wird größer.
Ob Stress als positiv oder negativ empfunden wird, ist häufig eine Frage der Bewertung. Aus medizinischer und psychologischer Sicht ist ein ausgewogener Wechsel von Stress oder Anspannung und Entspannung, gesundheits- und leistungsfördernd. Jeder Mensch tut gut daran, die für ihn passende Work-Life-Balance zu finden. Damit gemeint ist das individuelle Gleichgewicht von Anspannung und Entspannung. Dieses Gleichgewicht sorgt dafür, Stress als positives und nicht als belastend zu erleben.
Positiver und negativer Stress
Ob wir Stress als Positiv oder negativ - und damit eher belastend - erleben, hängt sehr entscheidend von der emotional und gedanklichen Bewertung von Stress-Reaktionen ab. Außerdem davon, welche Handlungen wir aus dem Stress-Erleben ableiten.
Dabei ist völlig normal, dass ein identisches Geschehen sowohl positiven als auch negativen Stress bewirken kann.
Ein Beispiel: Sie gehen im Park spazieren und bemerken, dass ein großer Hund schwanzwedelnd auf Sie zukommt. Wenn Sie ein Hundefreund sind, werden Sie sich möglicherweise freuen und gerne mit dem Hund spielen. Wenn Sie - vielleicht sogar mit einem ähnlich aussehenden Hund - schon einmal gebissen wurden, werden Sie wahrscheinlich Angst empfinden und eine Stress-Reaktion erleben, die vielleicht sogar mit einer Angstattacke überschießt. Der Volksmund sagt in diesem Sinne zu Positiven oder negativem Stress: Ein gebranntes Kind scheut das Feuer.
Schlussfolgerung: Ob Stress positiv oder negativ erlebt wird, ist im Wesentlichen eine Folge von Erfahrungen und erlerntem Verhalten. Diese Erkenntnis öffnet den Raum, das Stress-verhalten bewusst zu verändern.
Symptome
Die Symptome von Stress sind vielfältig und betreffen des gesamten Organismus. Die Stress-Reaktion läuft nach dem folgenden Muster ab.
* In der Vorphase fährt der Körper alle Stoffwechselvorgänge schlagartig runter, um
den Körper auf die bevorstehende Aktivierung vorzubereiten. Die Vorphase bemerken wir mitunter als Schrecksekunde - mit entsprechender Handlungsunfähigkeit.
* In der Alarmphase schaltet der Körper mithilfe der Stresshormone (unter anderem Adrenalin und Noradrenalin) um und mobilisiert alle Energie. Der Herzschlag beschleunigt sich, die Muskeln werden aktiviert, der Blutdruck steigt - der "Motor" läuft auf Hochtouren.
* In der Handlungsphase werden wir unter Stress aktiv. In der Frühzeit flüchten wir vor dem sprichwörtlichen Säbelzahntiger auf einen Baum. Schon das Einfädeln eines
Autos in den fließenden Straßenverkehr kann mit viel Stress einhergehen. Das Stress-erleben hängt in diesem Fall davon ab, wie sicher der Fahrer sich im fließenden Verkehr fühlt.
* Die Erschöpfungsphase der Stress-Reaktion ist durch Erschöpfung und folgende Erholung gekennzeichnet. Der Körper normalisiert den Hormonspiegel und füllt beispielsweise das Energiereservoir der Muskeln wieder auf.
Körperliche Erkrankungen durch Stress
Die Folgen der Stress-Reaktion lassen also normalerweise schnell nach und der Körper schaltet in den Normalbetrieb zurück. Dieses Umschalten bleibt mit unter aus, wenn wir uns langfristig und dauerhaft unter Stress fühlen. Dann kann Stress ernsthafte körperliche Erkrankungen auslösen. Typische Beispiele für körperliche Erkrankungen durch Stress sind:
* Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzrhythmusstörung oder Herzinfarkt
* Magen- und Darmprobleme wie Magenschleimhautentzündungen, Magengeschwüre oder Zwölffingerdarmgeschwüre
* Verdauungsbeschwerden wie Durchfall, Sodbrennen, Übelkeit und Erbrechen
* erhöhte Infektanfälligkeit durch ein geschwächtes Immunsystem (Abwehrschwäche)
* Schlafstörungen
* Kopfschmerzen wie Migräne und Spannungskopfschmerzen
* Viruserkrankungen wie Lippen Herpes und Gürtelrose
* Hauterkrankungen wie Neurodermitis und Psoriasis sowie Allergien oder Asthma können durch Stress verstärkt werden.
* Auch bisher nicht diagnostizierte (aber vorhandene) Stoffwechselstörungen wie Diabetes oder Schilddrüsenüberfunktion können durch Stress erstmals Symptome verursachen.
Stress schadet auch der Seele
Dauerhafter und belastend erlebter Stress löst nicht nur körperliche Erkrankungen aus, sondern schadet auch der Seele. Beispiele für psychische Erkrankungen durch Stress oder durch Stress begünstigte Erkrankungen sind:
* Burnout
* Angst und Angststörungen
* Tinnitus
* Depression
* Nervosität, Unruhe
* Konzentrationsstörungen
* ADS, ADHS
Ursachen
Ursache von Stress ist zunächst die körperliche Stress-Reaktion. Diese Stress-Reaktion läuft bei jedem Menschen weitgehend ähnlich ab und ist biologisch festgelegt. Anthropologen und Biologen gehen davon aus, dass die Stress-Reaktion entstanden ist, um Gefahren zu begegnen.
Hauptursachen von anhaltendem Stress sind Überlastungen in Familie, Beruf und Freizeit. Dabei kommt es weniger darauf an, ob eine Belastung objektiv nicht zu bewältigen ist, sondern viel mehr darauf, wie die Belastung und der damit zusammenhängende Stress individuell erlebt werden.
Therapie
Was hilft gegen Stress? Es gibt bereits Hunderte von Büchern und Kursen zum Thema. Im Folgenden erhalten Sie in aller Kürze einen Überblick über grundlegende Strategien gegen Stress und die Behandlung von stressbedingten Erkrankungen. Und Sie lesen, wie Sie Stress mindern, indem Sie das Stresserlebnis neu wahrnehmen können.
Stress lässt sich in aller Regel nicht im Handumdrehen abstellen. Dennoch: Es gibt Strategien gegen Stress, die sich mit etwas Aufmerksamkeit wirksam aneignen können. Eine Strategie verfolgt im günstigen Fall mehrere Ansätze:
* Die Wahrnehmung von Stress gezielt steuern und negativen Stress positiv
oder neutral bewerten.
* Die Belastungen in Beruf, Familie, und Freizeit besser organisieren.
* Die eigene Leistungskraft stärken.
* Für Entspannung als Gegenpol zum Stress sorgen.
Im Folgenden erhalten Sie Anregungen zu diesen 4 Bereichen und lesen später außerdem, wie Ärzte oder Psychologen Sie beim Abbau von Stress unterstützen können.
Stress neu bewerten
Ob wir Stress positiv oder negativ - und damit belastend - erleben, ist in vielen Fällen eine Frage der gedanklichen Bewertung. Nehmen Sie das Beispiel Prüfungs-Stress. Es ist ein großer Unterschied, ob Sie mit den Gedanken an das Scheitern in einer Prüfung gehen und sich ausmalen, dass Sie - wieder einmal - gescheitert sind. Die Alternative dazu: Sie gestehen sich die Sorge vor der Prüfung ein. Fast alle Menschen empfinden etwas Unruhe vor einer Prüfung und bekommen feuchte Hände, vielleicht sogar ein flaues Gefühl im Magen und das Herz schlägt schneller. Das sind die ganz normalen körperlichen Symptome der Stress-Reaktion. Den meisten anderen geht es ähnlich! Und Sie haben keinen objektiven Grund, diese Situation als negativ oder belastend zu empfinden.
Wenn Sie auf diese Weise Stress neu bewerten und so negativen Stress vermeiden steigen nicht nur die Chancen auf eine erfolgreiche Prüfung. Sie verringern gleichzeitig das Risiko, stressbedingt zu erkranken und gewinnen an Lebensqualität. Ganz praktisch können sich solche Situationen als Gedankenspiele auf Papier festhalten. Notieren Sie die Situation, in denen Sie negativen Stress erleben oder befürchten. Und halten Sie dann schriftlich fest, wie Sie die Situation positiv oder neutral bewerten könnten. Nach etwas Übung übertragen sich solche Gedankenspiele automatisiert in das wirkliche Leben und helfen, Stress neu zu bewerten.
Organisiert gegen Stress
Auch wenn Sie gerne spontan handeln oder das Chaos auf dem Schreibtisch als Ausdruck liebenswerter Individualität zu betrachten: Zum Abbau von Stress ist es effektiver, organisiert vorzugehen. Das gelingt oft, in dem Sie:
* Anforderungen beschreiben: Was genau ist eigentlich das Problem?
* Lösungen suchen: Auf den ausgetretenen Pfaden erleben Sie Stress. Denken Sie daher vor allem an neuen Lösungen. Muss diese Aufgabe sofort erledigt werden? Müssen Sie das wirklich selbst erledigen? Oder kann es auch jemand anderes tun? Was geschieht tatsächlich, wenn Sie es nicht selbst tun?
* Lösungen auswählen: Bewerten Sie die Lösungs-Ideen nach Umsetzbarkeit und entscheiden sich für die Lösung, da Sie - gegebenenfalls nach Absprache mit Kollegen, Vorgesetzten, Partnern oder Kindern - für die beste halten.
* Plan erstellen, wie Sie die Lösung umsetzen: viele kleine Schritte führen auch zum Ziel. Und vergessen Sie dabei nicht, sich nach Helfern um zusehen.
* Plan einhalten: Organisiert gegen Stress vorzugehen klappt nur, wenn Sie nicht zwischendurch die alten Muster wieder aufnehmen.
* Kontrolle: Am Ende sollten Sie prüfen, ob der Abbau von Stress mit dieser Lösung und diesem Plan besser gelingt als vorher.
Fit gegen Stress
Gegen Stress können Sie umso effektiver vorgehen, je leistungsfähiger Sie sind. Das gilt ganz im Sinne von körperlicher Fitness. Wenn Sie nicht Rauchen und Alkohol trinken, sich frisch und abwechslungsreich ernähren, sind Sie insgesamt leistungsfähiger - und gleichzeitig weniger anfälliger für Infektionen oder andere Erkrankungen. Auch Bewegung spielt eine entscheidende Rolle, um mit Kraft gegen Stress vorzugehen. Zahlreiche Studien belegen, dass schon 3 mal 20 Minuten körperliche Aktivität pro Woche Herz-Kreislauf und Immunsystem nachhaltig stärken. Sie brauchen noch nicht einmal zum Sportler zu werden. Einfach ab und zu das Auto stehen lassen und Radfahren oder gehen. Oder die Treppe anstatt des Fahrstuhls nutzen und zum Kollegen gehen, anstatt zum Telefonhörer zu greifen.
Entspannt gegen Stress
Stress entsteht häufig, wenn wir uns keine Pausen gönnen. Planen Sie daher Pausen in Ihrem Tag ein, um entspannt gegen Stress vorzugehen. Schaffen Sie sich kleine Inseln: Eine Viertelstunde zwischendurch, die nur Ihnen gehört. Wenn es Ihnen gefällt, können Sie die Pausen für Entspannungstechniken nutzen. Noch besser ist es, wenn Sie autogenem Training, Atemübungen, Yoga, Meditation oder progressiver Muskelentspannung einen festen Platz in Ihrem Terminkalender geben. Es ist aber auch schon viel gewonnen, wenn Sie Pausen machen - und dabei einfach gar nichts tun.
Nur wohlfühlen sollten Sie sich.
Therapie von stressbedingten Erkrankungen
Stress kann Krank machen. Und dann reicht es nicht immer aus, nur den Stress abzubauen. Zur Behandlung von stressbedingten Erkrankungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen - und nicht in Eigenregie zu Medikamenten greifen.
Bei Schlafstörungen beispielsweise können Schlafmittel - aber nur sehr kurzfristig - helfen, neue Kraft zu schöpfen. Ernsthafte Erkrankungen wie Herzrhythmusstörung oder Magengeschwüre beispielsweise bedürfen einer längerfristigen Therapie. Das Gleiche gilt für psychische Erkrankungen wie Burnout oder Depression, die einer strukturierten Selbsthilfe gegen Stress zunächst einmal im Wege stehen.
Grundsätzlich sind Medikamente kein Mittel gegen Stress. Denn Sie beseitigen nicht die Ursache, sondern lediglich die Symptome. Unterstützend in der Selbsthilfe wie der ärztlichen Behandlung können milde pflanzliche Arzneien für einen begrenzten Zeitraum wirkungsvoll sein.
Pflanzliche Arzneien gegen Stress
Johanniskraut, Baldrian, Kamille, Melisse, Hopfen, Passionsblumen Kraut und Lavendel wird eine entspannende, beruhigende und harmonisierende Wirkung nachgesagt. Pflanzenwirkstoffe können Sie als Tee oder Tablette einnehmen oder auch als Badesalz anwenden.
Psychotherapie gegen Stress
Für eine Psychotherapie gegen Stress ist die kognitive Verhaltenstherapie die Methode der Wahl. Gemeinsam mit einem Therapeuten finden Sie heraus, wie und warum Sie auf bestimmte Situationen mit negativem Stress reagieren. Anschließend können Sie neue konstruktive Verhaltensmuster gegen Stress einüben. Eine Anti-Stress-Therapie ist häufig schon nach wenigen Wochen erfolgreich. Und der Gewinn an Lebensqualität durch ein Leben mit weniger Stress lohnt den Einsatz sicher.
Mit neuer Einstellung Stress vermeiden
Die Wurzel für das individuelle Stress-Erleben liegt - neben tatsächlichen Belastungen - vor allem in der eigenen Wahrnehmung. Und in dieser Wahrnehmung sind alle Menschen auf sehr persönlicher Wahrnehmungsmuster ausgerichtet. Daher ist es nicht ganz einfach, auf eigene Faust die Muster zu enttarnen, die das persönliche Stress-erleben verstärken.
Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Perfektionistisch veranlagte Menschen sind besonders gefährdet, negativen Stress zu erleben. Eine besondere Rolle spielen dabei persönliche Ansprüche. Einer der die Latte immer besonders hochhängt, muss ständig sehr hochspringen. Das verursacht Stress. Wer aber hängt diese Latte so Hoch? Und muss die Latte tatsächlich zwingend so hoch Hängen. Die einfach Antwort lautet häufig: Nein. Die Latte könnte auch deutlich niedriger hängen. Perfektionistisch veranlagte Menschen werden aber häufig nicht selber zu dieser Einsicht finden. Sie sind es zu sehr gewöhnt, die Latte hoch zu hängen - und kommen gar nicht auf die Idee, dass weniger sogar mehr sein könnte. Deshalb ist eine professionelle Beratung so wertvoll, um die Wahrnehmung des Stresserlebnisses zu verändern.
Stress kann in bestimmten Situationen durchaus positive Eigenschaften haben. Er kann unsere Leistung steigern und eigene Kompetenzen erhöhen. Wenn wir uns jedoch einer Aufgabe nicht gewachsen fühlen oder durch andere Faktoren Stress ausgesetzt sind, kann dies langfristig negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben
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