Wenn Essen nicht glücklich, sondern krank macht: Über das Leben mit einer Lebensmittelunverträglichkeit und was passiert, wenn das Immunsystem deines Körpers von eigentlich harmlosen Nahrungsbestandteilen auf einmal überfordert ist.
Plötzlich spricht jeder von Lebensmittelunverträglichkeit, die Anforderungen an ein Gericht werden immer spezieller. Das perfekte Dinner für Freunde und Familie zu arrangieren scheint fast unmöglich - der eine möchte keine Nüsse, der andere verträgt kein Gluten, der nächste mag keine Eier. Sind das alles nur Befindlichkeiten und so etwas wie ein Trend oder steckt wirklich etwas dahinter? Wir klären auf.
Die Aufgabe deines Immunsystems ist es, Mikroorganismen und fremde Substanzen, die in deinen Körper eindringen, zu entfernen.
Darüber hinaus kann es fehlerhaft gewordene körpereigene Zellen, wie Krebszellen zerstören. Das Immunsystem kann also ziemlich genau zwischen körperfremd oder körpereigen oder auch gefährlich und ungefährlich unterscheiden.
Bei einer Lebensmittelallergie klappt das nicht so ganz: Das Abwehrsystem reagiert beispielsweise überempfindlich auf eigentlich harmlose Eiweiße in Nahrungsmitteln; sie werden irrtümlich als gefährlich eingestuft. Bei etwa 1 bis 5 % der Erwachsenen tritt so eine Reaktion auf, bei Kindern geschieht dies etwas häufiger. Lebensmittelunverträglichkeiten kommen bei ca. 30 % der Erwachsenen vor, sie überwiegen also die Allergien.
Beide Begriffe werden oft miteinander verwechselt - bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit ist das Immunsystem allerdings nicht beteiligt, es handelt sich oftmals um eine eingeschränkte Fähigkeit des Darms, Nahrungsbestandteile richtig zu verdauen oder abzubauen. Folglich kommt es meistens zu Bauchschmerzen. Nahrungsmittelunverträglichkeit-Symptome äußern sich also auch anders.
Der Unterschied zwischen einer Lebensmittelallergie und Lebensmittelunverträglichkeit
Lebensmittelallergie:
Immunologische (Abwehr-) Reaktion des Körpers
Reaktionszeit: innerhalb weniger Minuten
Symptome: Juckreiz, geschwollene Augen, laufende Nase, Übelkeit, Erbrechen, akuter Durchfall
Formen: Erdnüsse, Eier, Gluten, Milch ...
Lebensmittelunveträglichkeit
Nicht-toxische (nicht giftige) Reaktion des Körpers ohne Beteiligung des Immunsystems
Reaktionszeit: nach 6 bis 48 Stunden
Symptome: Blähungen, Bauchschmerzen, akuter Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, Gewichtsverlust
Formen: Laktose, Gluten, Fructose, Histamin
Wie äußert sich eine Nahrungsmittelallergie?
Die Symptome können ganz unterschiedlich sein. Häufig kommt es zu einer Reaktion der Schleimhäute an Augen, Nase, Darm und Bronchien. Durchfall, tränende Augen und eine laufende Nase sind keine Seltenheit. Auch die Haut ist betroffen: Ausschlag, Rötungen, Jucken und Schwellungen kommen meist zeitverzögert. Besonders gefährlich wird es bei Luftnot und Asthma-Anfällen. Verliert der Patient das Bewusstsein und es kommt zum Kreislauf- und Atemstillstand, handelt es sich um einen medizinischen Notfall. Den Begriff anaphylaktischer Schock hast du mit Sicherheit schon einmal gehört.
Was für Allergien gibt es und was sind die häufigen Auslöser?
Grundsätzlich kann jedes Nahrungsmittel Allergien auslösen. Besonders häufig ist allerdings die Nussallergie. Darüber hinaus können auch Fisch, Hühnereier oder Kuhmilch unerwünschte Reaktionen im Körper auslösen. Auch pollenassoziierte Nahrungsmittelallergien können ein Thema sein.
Die Antikörper richten sich hierbei primär gegen Eiweiße in Pollen, die wiederum denen bestimmter Lebensmittel ähneln. Die IgE-Antikörper binden auch an diese und lösen bei Kontakt allergische Symptome aus. Wer also gegen Birke allergisch ist, kann empfindlich auf Apfel, Kirsche, Pfirsich, Sellerie und Soja reagieren. Das Ganze nennt sich Kreuzallergie. Die Reaktionen treten vor allem im Mundbereich auf.
Immunglobulin E (IgE) ist ein Antikörper, der vor allem für die Abwehr von Parasiten zuständig ist. Außerdem spielt dieser Antikörper-Klasse eine Schlüsselrolle bei allergischen Reaktionen, die innerhalb weniger Minuten oder sogar Sekunden auftreten können.
Übrigens: Lebensmittel, oder genauer deren Inhaltsstoffe, weisen verschiedene allergische Potenziale auf. Da einige vermehrt zu Reaktionen führen, müssen bestimmte Zutaten laut EU-Richtlinie auf Lebensmittelverpackungen hervorgehoben angegeben werden.
Allergene-Liste: Die folgenden Stoffe und ihre Erzeugnisse sind kennzeichnungspflichtig
Eier
Erdnüsse
Fische
Krebstiere
Lupinen
Milch (einschließlich Laktose)
Schalenfrüchte (Mandeln, Haselnüsse, Walnüsse, Cashewnüsse, Pekannüsse, Paranüsse, Pistazien, Macadamianüsse und Queenslandnüsse
Glutenhaltige Getreide (Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Dinkel
Schwefeldioxid und Sulfite in Konzentrationen von mehr als 10 mg/l
Sellerie
Senf
Sesamsamen
Sojabohnen
Weichtiere (Muscheln, Schnecken, Tintenfische)
Diagnose: Der Lebensmittelallergietest
Ob jemand eine Allergie hat, ist meistens gar nicht so einfach herauszufinden. Erster Anhaltspunkt ist das Gespräch mit dem Arzt und eine genaue Beschreibung der Beschwerden. Wichtig dabei ist auch der Hinweis auf Heuschnupfen.
Hauttest
Mit dem sogenannten Prick-Test wird die Reaktion des Immunsystems auf bestimmte Allergene überprüft. Dafür wird auf markierte Stellen am Unterarm jeweils ein Tropfen der Allergenlösungen aufgebracht und anschließend durch den Tropfen hindurch vorsichtig in die Haut gestochen. Reagiert das Immunsystem auf einen Stoff, bilden sich an der jeweiligen Stelle eine Hautrötung und Quaddeln. Anhand des Durchmessers lässt sich der Schweregrad der Allergie einschätzen.
Bluttest
Auch dein Blut gibt Aufschluss über eine mögliche Allergie. Dafür wird dem Patienten Blut abgenommen und dieses anschließend im Labor untersucht. Hierbei wird danach geschaut, ob IgE-Antikörper gegen ein bestimmtes Nahrungsmittel vorhanden sind und wenn ja, in welcher Menge.
Orale Provokation
Bei diesem Test nimmst du unter ärztlicher Aufsicht genau das Lebensmittel zu dir, von dem vermutet wird, dass es deine Beschwerden auslöst. Davor steht dir allerdings eine mehrtägige Diät bevor, du verzehrst dann nur Speisen, die als wenig allergen gelten. Beim Test selbst wird mit einer geringen Menge des verdächtigen Lebensmittels gestartet, die langsam gesteigert wird, solange bis es zu einer Reaktion kommt oder die durchschnittliche Tagesportion erreicht ist.
Behandlung und Allergien Tipps
Auch wenn einige Nahrungsmittel zu lecker sind und du ein wahrer Genussmensch bist - die Gesundheit geht vor. Leidest du an einer Lebensmittelunverträglichkeit, musst du deine Ernährung nicht komplett umstellen, denn in der Regel ist der Körper in der Lage, geringe Mengen der kritischen Inhaltsstoffe zu verwerten. Dein Arzt kann dich dazu beraten.
Wurde bei dir Nahrungsmittelallergie festgestellt, liegt die Behandlung vor allem darin, das Lebensmittel lebenslang zu meiden. Denn ursächlich behandeln lässt sich solch eine Allergie bisher nicht. Als Allergiker solltest du beim nächsten Asia-Imbiss-Besuch also auf die Zutatenliste bestehen, selbst Erdnuss-Spuren müssen beispielsweise angegeben werden.
Bei Allergikern, bei denen eine überschießende Reaktion bei Kontakt zu erwarten ist, müssen ein Notfall-Set bei sich führen, welches ein schnell wirkendes Antihistaminikum, ein Kortisonpräparat und ein Adrenalin-Präparat enthält. Dies kann unter Umständen lebensrettend sein.
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